Einladung zu unserem monatlichen Jour Fixe:
im Haus des Deutschen Ostens, Am Lilienberg 5, 81669 München
Eintritt frei, Gäste willkommen
nächster Termin im Januar: Montag, 20.01.2025, 19.00
Thomas Hummel: Gottesgeschenk oder Klimakiller? Beobachtungen von der Klimakonferenz im Öl- und Gas-Staat Aserbaidschan
Thomas Hummel reiste für eine Woche nach Baku zur Weltklimakonferenz. Präsident Ilham Alijew beschimpfte dann in seiner Rede am ersten Tag die „Fake-News-Medien“ und die „angeblich unabhängigen NGOs“ aus dem Westen, weil diese sein Aserbaidschan als „Petrostaat“ gebrandmarkt hätten. Dabei seien Öl und Gas unter der Erde „ein Geschenk Gottes“. Kein Land sollte kritisiert werden, wenn es seine Ressourcen ausbeutet und verkauft. Wohin die Erlöse gehen? Wer dem nachgeht, bekommt Hausarrest, wie der Ökonom Gubad Ibadoghlu. Und das Klimaproblem? Nun ja. Schon 1844 ging in Aserbaidschan („Land des Feuers“) die erste mechanische Ölpumpe in Betrieb. Noch heute hängt die Wirtschaft fast ausschließlich am Verkauf von Öl und Gas. Und Alijew wies genüsslich auf die „Scheinheiligkeit“ der europäischen Kritiker hin, schließlich sei doch die EU während der Energiekrise zu ihm nach Baku gekommen, um die Gaslieferungen bis 2027 gen Westen zu verdoppeln. Die Klimadiplomatie des Gastgebers war wohl nie so schroff wie in Baku.
Thomas Hummel ist Redakteur im Politikteil der Süddeutschen Zeitung und betreut die Themen Klimapolitik, Umweltpolitik, Energiepolitik, Verkehr und Agrar. Bis 2016 war er im Sportressort und hat unter anderem von der Fußball- Europameisterschaft in Polen und der Ukraine berichtet.
Montag, 17. Februar 2025, 18 Uhr
Dr. Sonja Schiffers, Tbilissi: Ausweg aus der Krise?
Georgien unter Druck von Monogarchie, Autoritarismus und Russland
Seit über 20 Jahren verfolgt Georgien das Ziel der euroatlantischen Integration, das seit 2017 auch in der Verfassung festgeschrieben ist und von der Bevölkerung breit unterstützt wird. Mit Russlands Vollinvasion der Ukraine machte die EU schließlich den Weg frei für eine europäische Perspektive des Landes. Doch die georgische Regierung verfolgt schon länger einen zunehmend illiberal-autoritären, anti-westlichen Kurs, den sie seit 2022 intensiviert. Oligarch – oder, besser gesagt, Monogarch Bidsina Iwanischwili, der die Regierungspolitik seit 2012 steuert, hat sein Geld in Russland verdient und scheint den Staat für seine Eigeninteressen zu vereinnahmen. Seit Ende November kommt es zu großen Protesten, gegen die die Regierung mit Wasserwerfern, Tränengas und Schlägertrupps vorgeht. Georgien steht am Scheideweg – wird es sich von Bidsina Iwanischwili lösen und zu einem pro-europäischen und demokratischen Kurs zurückkehren können? Und welche Instrumente haben Deutschland und die EU, dies zu unterstützen?
Dr. Sonja Katharina Schiffers leitet das Südkaukasus-Büro der Heinrich-Böll-Stiftung mit Sitz in Tbilissi. Zuvor arbeitete sie im Deutschen Bundestag und war Gastwissenschaftlerin der Stiftung Wissenschaft und Politik. Ihre Doktorarbeit analysierte den russischen und türkischen illiberalen Einfluss in Georgien und Bosnien.
Dr. Sonja Katharina Schiffers leitet das Südkaukasus-Büro der Heinrich-Böll-Stiftung mit Sitz in Tbilissi. Zuvor arbeitete sie im Deutschen Bundestag und war Gastwissenschaftlerin der Stiftung Wissenschaft und Politik. Ihre Doktorarbeit analysierte den russischen und türkischen illiberalen Einfluss in Georgien und Bosnien.
–> Vortrag und Diskussion werden per Teams-Videokonferenz übertragen. Mitglieder, die online teilnehmen möchten, bitte bis 16.02.25 einen Hinweis an alex_schwarz@t-online.de schicken. Sie erhalten an diesem Tag eine Email mit dem Link.
Montag, 17. März 2025, 19 Uhr
Anna Schüller: Kulturarbeit in illiberalen Kontexten.
Strategien und Erfahrungen des Goethe-Instituts in Osteuropa und im Kaukasus
Beginnend mit 2001, vor allem jedoch seit 2013, verengten sich in Russland die Freiräume zusehends – zunächst für NGOs, dann für kritische Medien und Journalist*innen, schließlich für Kulturschaffende und-institutionen. Spätestens mit dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine 2022 wurden unabhängige Kulturakteure über Nacht zu Aktivist*in- nen, flohen Hunderttausende Kreative in benachbarte Länder und nach Europa. Doch nicht nur in Russland – auch
in anderen Ländern der Region sind die Bedingungen, unter denen Kultur- und Medienschaffende arbeiten und sich zivilgesellschaftlich engagieren, geprägt von Zensur, Repression und Marginalisierung. Wie arbeitet das Goethe-Institut in diesen Kontexten? Wie verändert sich die kulturelle Programmarbeit mit enger werdenden Spielräumen? Wie mit Partnern kooperieren, ohne sie in Gefahr zu bringen? Wie schützt man Mitarbeitende? Und all dies unter der Prämisse einer Programmarbeit, die dem Auftrag und den Werten des Goethe-Instituts entspricht?
Anna Schüller schrieb als freie Autorin für die Osteuropa-Redaktion des Bayerischen Rundfunks, arbeitete anschlie- ßend viele Jahre im Bereich Kunst, Museum und Verlag, um 2016 für das Goethe-Institut nach Moskau zu gehen, mit Zuständigkeit für die Region Osteuropa, Kaukasus und Zentralasien. Seit 2023 leitet sie in München den Bereich Bil- dung und Diskurse in der Zentrale des Goethe-Instituts und verantwortet u.a. das Themenfeld „Kulturarbeit in illibera- len und autoritären Kontexten“.
Anna Schüller schrieb als freie Autorin für die Osteuropa-Redaktion des Bayerischen Rundfunks, arbeitete anschließend viele Jahre im Bereich Kunst, Museum und Verlag, um 2016 für das Goethe-Institut nach Moskau zu gehen, mit Zuständigkeit für die Region Osteuropa, Kaukasus und Zentralasien. Seit 2023 leitet sie in München den Bereich Bildung und Diskurse in der Zentrale des Goethe-Instituts und verantwortet u.a. das Themenfeld „Kulturarbeit in illiberalen und autoritären Kontexten“.